Mein Weg zu Kurz
Tischler, Rennfahrer, Hausmeister, Fahrlehrer, Dorfpolizist und in der Freizeit Holzwurm: Warum der Steirerman Willibald „Willi“ Fröis nach bewegten Jahrzehnten in Ischgl sesshaft geworden ist und bei KURZ als Mann für Alles seinen idealen Brot-Beruf gefunden hat.
Es ist eine dieser Lebensgeschichten, die irgendwann mal starten und dann in einem langen Rennen nebst schnellen Geraden auch viele, sehr viele Kurven nehmen. Manche weit, manche eng, manche flach, manche verdammt steil. Und irgendwann zeichnet sich so etwas wie ein Ende ab – wenn zum Beispiel Amor die Zielflagge schwenkt. Oder ein vielversprechender Job, der das umtriebige Naturell auf Safety-Modus bremst. Oder – wie im Fall Willi – beides und zudem unter dem Dach eines einzigen „Rennstalls“. Denn: Willi Fröis hat seine große Liebe – Martina aus Kappl – als Bedienung im Café der Bäckerei-Konditorei Kurz getroffen. Seit 2013 arbeitet auch er im Ischgler Traditionsunternehmen als Alleskönner in der Waren-Kommissionierung und im Expedit.
An den Start: Das 1957er-Baujahr Willi aus dem steirischen Ennstal nahe Stift Admont absolviert Anfang/Mitte der 1970er neben einer soliden Tischlerlehre auch die Rennfahrer-Schule – ja, so etwas gab es auch hierzulande mal – im gut eine Stunde von seinem Heimatort entfernten Zeltweg. Der dortige Österreichring wird für den jungen Spund und seine Kollegen zur asphaltierten Spielwiese. Die kurze Karriere beginnt mit Go-Carts und endet zum Glück ohne gröbere Ausritte Richtung Beton oder Botanik mit der Formel Ford, immerhin der Einstiegsklasse des Formel-Rennsports. „Auch heute noch sind Autorennen eine große Leidenschaft, halt mehr passiv jetzt“, schmunzelt der stille Mann mit Schalk im Nacken.
Willi Fröis
„Ich habe meinen erlernten Beruf sprichwörtlich an den Nagel gehängt, wollte etwas anderes tun”.
Bis 1987 verdient er sich sein Leben als Tischler und tingelt als solcher bereits durch ganz Österreich. Zum Dreißiger wird es Zeit für Veränderung: „Ich habe meinen erlernten Beruf sprichwörtlich an den Nagel gehängt, wollte etwas anderes tun”. Nachdem er den einen Hobel hingelegt hat, steigt er in einen anderen ein: Er lässt sich zum Fahrlehrer ausbilden – die automobilen Gene schlagen wieder durch, wenn auch sehr viel solider und mit weit weniger Gas als in den wilden jungen Jahren. Von nun an führt er das klassische Doppelleben: „Im Sommer jobbte ich als Fahrlehrer, im Winter als Hausmeister in diversen Hotels und Betrieben in den großen Tourismus-Hochburgen in ganz Österreich.“
Und weil Tirol die schönsten derer hat, kommt Willi auch nach Ischgl. In diesem Fall, um zu bleiben, Stichwort Martina aus Kappl. 2011 wechselt er dann die Seiten: vom ehemaligen Rennfahrer und Fahrlehrer zur Straßenaufsicht. Zwei Jahre lang unterstützt er als Ischgler Dorfpolizist die Exekutive in allen Belangen. Seine ihm eigene Gutmütigkeit auch bei der Arbeit schont der Legende nach so manchen Zeitgenossen, dem mal die Pferde durchgehen, vor allzu arger Strafe.
Das berufliche Rennen nähert sich seinem Ende: Willi nutzt die Chance und steigt 2013 bei KURZ ein – endlich ein sicherer Ganzjahresjob in einem, wie er sagt, „super feinen Team“. Er „schupft“, also betreut umfassend, die gesamte Kommissionierung, Verpackung und alle Tätigkeiten im Expedit. In dieser Pufferzone zwischen Backstube und Vertrieb steht Willi in Spitzenzeiten von 6 Uhr früh bis 15 Uhr seinen Mann. Als Erstes bringt er die Semmeln ins Café, dann reinigt er ca. 500-600 Backbleche in einer eigenen Waschmaschine. Auch die Brotkisten, mit denen die Fahrer von der Auslieferung zurückkehren, wäscht er regelmäßig mit maschineller Unterstützung – in der Hochsaison bis zu drei Stunden lang. Als Fahrer ist er sowieso immer einsetzbar, eh klar.
Im Expedit werden zahlreiche frisch gebackene Brotsorten wie Schwarz- oder Vollkornbrot von Willi fein säuberlich geschnitten und verpackt. Die Sortierung des Altbrotes aus den Retouren ist eine nachhaltige Wissenschaft für sich. Er erklärt: „Weißbrot wird in Säcken in einem eigenen Raum getrocknet und zu Semmelbröseln und Knödelbrot verarbeitet. Dunkle Brote schneide ich auf und trockne sie im Ofen, daraus machen wir dunkle Brösel.“ Auch süßes Feingebäck wird einem besonderen Recycling zugeführt: „Das bekommen bei uns die Bauern im Tal als Nahrungsergänzung für ihre Tiere, vor allem Schweine und Ziegen.“ Alles andere als diese natürliche Bio-Verwertung würde den Kurz’schen und auch Willis Grundsätzen widersprechen.
Jetzt kommt der Teil mit dem Holzwurm: Einmal Tischler, immer Tischler, denn nach der Arbeit taucht Willi jeden Tag ab in seine Werkstatt zu Hause, um das Holz „ein bissel zu riechen und zu spüren“. Er fertigt mit fachmännischer Hand u. a. Futterhäuschen und Kinderspielzeug, mit Vorliebe schnelle Autos. Er ist auf seine Art sesshaft geworden. Und wenn es nach ihm geht, soll das auch so bleiben. Immerhin ist man knapp sechzig.
WILLI fröis
"Bei KURZ habe ich endlich einen sicheren Ganzjahresjob in einem super feinen Team gefunden!"